Lazise, am östlichen Ufer des Gardasees gelegen, gehört zu den Ortschaften, die sich im Süden des Sees aneinanderreihen.
Die Altstadt besticht durch architektonisch sehenswerte Bauwerke; in den zu Lazise gehörenden Ortsteilen Colà und Pacengo stehen historische, von Weinbergen und Olivenhainen eingerahmte Gutshöfe.
Lazises Ortskern ist zum großen Teil von den im Mittelalter von den Skaligern errichteten Stadtmauern mit ihren Wachtürmen und Stadttoren umgeben. Das Zentrum wird von der ebenfalls aus dem Mittelalter stammenden Burg überragt.
Der alte Hafen schmückt sich mit der kleinen romanischen San Nicolò Kirche und der Dogana Veneta, dem unter der Herrschaft der Republik Venedig erbauten Zollgebäude. Beide Bauwerke wurden restauriert und stehen heute für Veranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen zur Verfügung.
Lazise gilt als die älteste freie Gemeinde Italiens und ist weit über die Grenzen für ihre Gastfreundschaft bekannt. Es gibt zahlreiche Campingplätze, Resorts, Hotels, Ferienwohnungen, Privatzimme, darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit auf einigen, dem heutigen Standard angepaßten Bauernhöfen (Agriturismi) die Ferien zu verbringen.
Besondere Beachtung verdient die Gastronomie; in den zahlreichen Restaurants werden typische, zum Teil nach alten Rezepten zubereitete Gardaseegerichte serviert, die keine Wünsche offenlassen.
Die Vergnügungsparks “Gardaland” und “Caneva” ziehen Jahr für Jahr Besucher aus dem In-und Ausland an. Dies gilt auch für den herrlichen in Colà gelegenen Thermalpark “Villa dei Cedri”.
Lazise ist leicht zu erreichen. Die Gardesana Orientale, die am Ostufer verlaufende Staatsstraße, verbindet den Süden des Sees mit dem Norden. Die Autobahnausfahrten Affi und Peschiera sind ebenfalls nur ein paar Kilometer entfernt. Wer mit dem Flugzeug kommt, landet in dem nur einige Kilometer entfernten Villafranca, wer mit dem Zug anreist, steigt in Peschiera aus.

Geschichte

Der seit dem 10. Jahrhundert belegte Name Laceses kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet ein an einem See gelegenes Gebiet oder eine Ortschaft.
Erste Anzeichen einer Besiedlung gehen auf vorgeschichtliche Zeiten zurück; damals standen vor dem heutigen Ort Pfahlbauten (Taoli, Bagatta, Bor di Pacengo), deren Grundriß auch heute noch durch aus der Tiefe des Sees ragende Pfahlstümpfe nachvollziehbar ist. Gefunden wurden auch aus Kieselstein gefertigte Pfeilspitzen, Schaber, kleine Sicheln, Spinnwirteln, Tonscherben, Wurfspieße, Messer, Fibeln, Spangen, Mühlsteine und ein noch völlig intaktes Kornbrot, das heute im Naturwissenschaftlichen Museum in Verona zu besichtigen ist.
Aus der römischen Zeit stammen tönerne Öllampen, Münzen, die unter verschiedenen Kaisern geprägt wurden, Steingräber, Bruchstücke einer Gedenktafel, die in eine Ecke der Dogana Veneta eingelassen wurde und eine Votivtafel, die sich heute im Eingang des Rathauses befindet.
862 wird Otto I zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation gekrönt. Um mit seinem Heer Italien zu erreichen, zieht der Tross das Etschtal entlang und gelangt von Rivoli aus an die Ufer des Sees, wo er sein Lager auf den Wiesen der San Daniele Kirche aufschlägt, deren Fundament kürzlich östlich des Hafens von Pacengo gefunden wurde.
Im Mai 983 verweilt Otto II in Verona, um den Vorstand des Reichstages zu übernehmen, auf dem die Eroberung Süditaliens beschlossen wurde. Bei dieser Gelegenheit erhalten auch achtzehn führende Vertreter Lazises eine Urkunde, die ihnen erhebliche Privilegien einräumt, wie auch das Recht von den aus der Lombardei kommenden Kaufleuten , die im Hafen von Lazise mit ihren Schiffen anlegen, eine Steuer zu verlangen. Weiterhin werden ihnen folgende Rechte zugestanden: vor Lazise auf Fischfang zu gehen, Abgaben auf Transitgüter zu verlangen und die auf dem Markt feilgebotenen Waren mit Steuern zu belegen. Darüber hinaus wurde ihnen die Genehmigung erteilt die mit Zinnen gekrönte Stadtmauer zu erhöhen und die bereits bestehende Burg zu befestigen, da sie gegen die häufigen Invasionen keinen ausreichenden Schutz bot.
Unter Heinrich IV (1077) erhält die Gemeinde das freie Fischerei- und Schifffahrtsrecht für den ganzen See. Weiterhin wird ihr auch der Ligana-Wald zugesprochen, der sich von Garda bis weit hinter Sirmione an den Ufern erstreckte. Unter Heinrich VI endet die deutsche Oberherrschaft über den See (1193) und die Rocca di Garda wird mit allen Rechten für 700 Silbermark an die Gemeinde Verona abgetreten. Damit kommen das gesamte zu Garda gehörende Gebiet und Lazise unter die Herrschaft der Skaliger, die die Burg und das Hafenbecken erbauen.
Im Laufe der Jahrzehnte finden zahlreiche Kriege statt (Liga di Cambrai, Streitigkeiten zwischen Karl V von Spanien und Franz I von Frankreich, spanischer Erbfolgekrieg etc.), die auch in Lazise spürbar sind. Es kommt zu Verwüstungen, Belagerungen, Bombenangriffen, aber Lazise ist stets auf Seiten der Republik Venedig, die dies entsprechend zu würdigen weiß. Ab 1439 gehört Lazise offiziell zur Republik Venedig.
Danach gehört Lazise zur Zisalpinen Republik, dann zum Italienischen Reich und gelangt anschließend, nach dem Wiener Kongress (1815), zusammen mit der Lombardei und dem Veneto unter österreichische Herrschaft. Erst nach dem dritten Unabhängigkeitskrieg (1866) fällt die Gemeinde erneut Italien zu.

DIE SKALIGERBURG
Castello

Zu der Burganlage gehörten die Stadtmauer, die die ganze Ortshaft umgab, die Burg mit ihrem Hauptturm, der Militärhafen, das Hafenbecken und der Cadenon Turm zum Schutz des Hafens. In die Stadtmauer waren drei Stadttore eingelassen:
Im Osten das mit einem Fallgatter und einer Zugbrücke versehene San Zeno Tor für den Ein- und Ausgang der Bevölkerung und den Warenverkehr. In einer Nische steht eine Marienstatue aus dem 15. Jahrhundert, die zuvor das Hauptportal der alten San Zeno Kirche schmückte.
Im Norden das Cansignorio Tor, das zusammen mit dem letzten Abschnitt der Stadtmauer (1375-1376) nach dem Tod von Cansignorio della Scala errichtet wurde. Es diente militärischen Zwecken und sollte der Bevölkerung die Möglichkeit geben im Notfall aus dem Ort flüchten zu können. Von 1701 bis 1955 blieb es zugemauert, um die Einwohner gegen Söldnertruppen und Überfälle zu schützen.
Im Süden das Lion Tor, das seinen Namen dem geflügelten Löwen verdankt, dem Wappentier der Republik Venedig, der als Relief in die Mauer eingelassen ist. Wahrscheinlich war es den venezianischen Soldaten vorbehalten.

DIE SAN NICOLO’ KIRCHE
S.Nicolo

Die kleine, wunderschöne, romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert rahmt den Hafen an einer Seite ein. Sie ist dem Heiligen Nikolaus geweiht, dem Schutzpatron der Seeleute.
Aufgrund von Bränden oder Verfall wurde ihre Struktur mehrmals verändert. Sie wurde 1953 im Gedenken an alle Kriegsgefallenen der Gemeinde auf Wunsch der Satdtverwaltung restauriert.
Das Hauptportal vor der Dogana ziert ein Giebelfeld, in der zum See zeigenden Seite schmückt ein Fresko die Außenwand der Kirche, das eine Madonna mit Kind zeigt.
Im Innenraum steht ein Altar mit einem Holzkreuz aus dem 15. Jahrhundert. An den Seitenwänden sind Reste von Fresken zu sehen, die zum großen Teil aus dem 14. Jahrhundert stammen. Auf einem ist der Heilige Colombano zu erkennen. Weiterhin gibt es noch ein Fresko mit einer stillenden Muttergottes, das zu einem Triptychon gehörte, von dem die beiden seitlichen Fresken leider verloren gegangen sind.

DIE ROCCA
Rocca

Die Burg war von zwei Schutzgraben umgeben, hatte zwei Eingänge, Zugbrücken und Fallgatter. Auf der rechten Seite des großen rechteckigen Hofes stand der Palazzo del Capitano. Die sechs Türme waren durch Verbindungswege für die Wachposten verbunden.
Der Zugang zum Hauptturm konnte durch eine Zugbrücke versperrt werden. Der Militärhafen wurde durch eine große Kette geschützt. In ihm konnten in Notfällen Galeeren und kleinere Boote vor Anker gehen. Heute ist er nicht mehr zu sehen, da er zugeschüttet wurde.

DIE DARSENA
Darsena

Das am Hafen stehende Gebäude ist ca. 10 Meter hoch und hat ein mehrfach gegliedertes Dach mit Stützpfeilern. Die zum See zeigende Seite ist mit Zinnen geschmückt. Durch die beiden bogenförmigen Tore wurden die Fusten und die Galeeren der Flotte zu Wasser gelassen.
Da immer mehr Feuerwaffen zum Schutz der Burganlage eingesetzt wurden, wurde die Darsena zur Herstellung von Salpeter genutzt, der für das Schießpulver benötigt wurde. Später kaufte die Gemeinde das Gebäude für dreitausend Dukaten vom venezianischen Senat, um es als Zollgebäude und Lagerhalle zu verwenden. Für die dort lagernden Waren mußten Abgaben entrichtet werden. Mit Beginn des Schienenverkehrs verliert die Dogana an Bedeutung, da keine Güter mehr auf dem Seeweg transportiert werden.